Offene Briefe 2008

Vorstandschaft Aktion Solidarität

Aktion Solidarität

Tirschenreuth im Dezember 2008

Liebe Mitglieder und Freunde,
liebe Pateneltern, liebe Lehrer, Schüler und Kinder,

dem beiliegenden Weihnachtsgruß von P. Danko möchten wir auch Grüße von Frau Dr. Düll aus dem Krankenhaus von Gikonko beifügen: Sie ist dankbar für die Unterstützung durch die „Aktion Solidarität“, denn sie konnte dadurch nicht nur in ihrem Einzugsgebiet helfen, sondern auch mehrmals mit Hilfsgütern für die vielen Flüchtlinge, nach Goma (Grenzstadt im Kongo) fahren. Am Telefon sagte sie nur „Mein Auto ist schon wieder vollgepackt, ich hoffe, dass ich durchkomme!“ Diese Fahrten sind sehr anstrengend und nicht ungefährlich.
In der vergangenen Woche hat sie wieder 2 Hydocephalus-Kinder operiert, aber ihr Vorrat an Shunts, den dafür notwendigen Ventilen, geht zu Ende und sie bittet um weitere Hilfe für diese Kinder. Sie wünscht und erbittet mit ihren Kranken und Armen allen Mitarbeitern und Freunden ein besinnliches und frohes Weihnachtsfest und Gottes Schutz und Segen für die Zukunft.
Auch Irene Baumgartner schickt mit ihren kleinen und großen Kindern aus dem Nest allen, die „so fern und doch so nahe sind“, Weihnachtsgrüße und wünscht allen ein friedliches und gesegnetes Weihnachtsfest mit nicht allzu vielen persönlichen Sorgen. Diese sind sowieso da, aber wenn wir für all das Gute, das wir täglich erfahren dürfen, herzlich dankbar sind, dann wird es friedlich und leise im Herzen und die Sorgen haben nicht mehr so viel Platz.
Auch P.  Paul Chummar wird an Weihnachten in Kenia voll Dankbarkeit an uns denken. Ebenso denkt Bischof Dodë Gjergji aus Prizren, Kosova mit seinen Mitarbeitern und den Schwestern an uns und alle sind dankbar für die Unterstützung.
Zum Schluss wollen auch wir noch danken: Gott für seinen Schutz und Segen, allen Mitarbeitern, Lehrern, Schülern für ihren persönlichen Einsatz. Allen Pateneltern und Freunden für ihre Treue und Unterstützung. Für jede Spende ein herzliches „Vergelt’s Gott“. Bitte bleiben Sie uns - und damit unseren Patenkindern und allen Empfängern unserer Hilfe - auch im nächsten Jahr treu.
Ihnen und Ihren Familien wünschen wir von Herzen eine friedvolle Weihnachtszeit sowie Glück, Gesundheit und Gottes Segen für das neue Jahr.

Mit besten Grüßen
Anneliese Müller, Wolfgang Trottmann, Geroldine Ondrusek



Pater Danko Litrić SDB

Pater Danko

Weihnachten 2008

Liebe Pateneltern, liebe Lehrer und Schüler, liebe Kinder,
liebe Mitglieder und Freunde der „Aktion Solidarität“,

da ich mich schon lange nicht mehr gemeldet habe, möchte ich wenigstens jetzt, an Weihnachten, Sie alle ganz herzlichst grüßen und Ihnen danken für alles, was Sie über die „Aktion Solidarität“ für die Menschen - besonders die Kinder und Jugendlichen - hier in Rwanda getan haben. Besonders herzlichen Dank geht von den Patenkindern an ihre Pateneltern.
Die Jugendlichen in Gatenga danken für den Riesen-Container mit Traktor samt Anhänger, Pflug und Egge, sowie vieler anderer wichtiger Dinge mit denen uns die „Aktion Solidarität“ seit Jahren unterstützt. Die Nähschule ist z.B. immer wieder in der Lage, armen Mädchen nach ihrem Schulabschluss mit einer Nähmaschine zu helfen. An in der Computerklasse lernen vorwiegend Mädchen an Computern und Bildschirmen aus Tirschenreuth und die Schuster sind stolz auf ihre Maschinen, sowie verschiedene Handwerker auf ihr Werkzeug usw.
Mittlerweile ist es mir möglich, 1x monatlich das Gefängnis zu besuchen und mit diesen Ärmsten in einem großen Zelt die hl. Messe zu feiern. Es berührt mich immer sehr, wenn die ca. 2.000 Menschen zuhören, beten, singen ... Durch Ihre Unterstützung konnte ich ihnen in diesem Jahr 4x mehr Säcke Reis zukommen lassen, damit sie sich wenigstens an den Feiertagen satt essen können.
Eine große Hilfe für unsere Arbeit sind die „Freundinnen der Armen“, ein Orden, der aus der Not im Lande 1984 entstanden ist - gegründet von einer ruandischen Ordensfrau, in der Pfarrei von Don Mlie Galic, in Tirschenreuth bekannt, und der von ihm unterstützt wurde. Auch in meiner früheren Pfarrei Mushi arbeiteten diese Schwestern. Sie sind bereit, dem Herrn in allen Armen zu dienen, überall dort, wo es notwendig ist. Sie gehen zu Fuß viele Kilometer zur Kirche, besuchen Alte und Kranke, schlafen bei ihnen in den Hütten auf dem Boden, im Gras, nehmen in ihr einfaches Haus hungrige und unterernährte Kinder auf. Die Armen helfen den Ärmsten.
So kenne und schätze ich sie sehr, besonders auch da nach dem Krieg die Not noch zugenommen hat; vergewaltigte Frauen, Aidskranke, Kriegswaisen, Kinder von Inhaftierten . Dann stand ich als Direktor des Jugendzentrums Gatenga vor der Not in der Hauptstadt Kigali und war nicht in der Lage denen zu helfen, die „hinter unserer Mauer“ waren. Viele kleine, hungrige Kinder, Alte und Kranke. So habe ich die „Freundinnen der Armen“ um Hilfe gebeten. Wir besorgten ihnen ein kleines Haus, in dem auch Sr.  Katarina ihre Gründerin lebt. Sie ist krank und hilfsbedürftig. Dort treffen sich auch ihre Mitschwestern. Das ist das Haus aller Armen im Armenviertel Gatenga. Über diese Schwestern und mit Ihrer finanziellen Unterstützung konnten wir bereits vielen Kindern außerhalb „unserer Mauer“ helfen, ebenso vielen Alten und Kranken.
In diesem Jahr haben sie auch ihre Arbeit in unserem neuen Zentrum „Don Bosco Muhazi“ begonnen, ca. 30 km von der Hauptstadt entfernt. Auch dort sollen sie sich um die Kinder und Jugendlichen kümmern, sie unterrichten und den Bedürftigen helfen zu überleben. Aber, wie kann man helfen, wenn die Mittel fehlen?
Liebe Freunde, ich bitte Sie für diese Schwestern um Ihr Gebet, Ihr Opfer und Ihre Unterstützung, damit sie mit ihrer Liebe und Hilfe auch weiter für die ärmsten arbeiten können.
Wir alle hier wünschen Ihnen ein frohes Weihnachtsfest. Das Jesuskind schenke Ihnen Freude und Frieden. Voller Dankbarkeit wollen wir um Schutz und Segen für Sie bitten.

Ihr
P. Danko



Dr. Uta Elisabeth Düll

Dr. Uta Elisabeth Düll

21. Dezember 2008

Meine Lieben Freunde,

aus dem winterlichen Teutoburger Wald schicke ich Euch afrikanische Grüße. Seit einer Woche bin ich hier im Heimaturlaub, so habe ich etwas mehr Muße, Euch zu erzählen:
Nachdem der letzte Rundbrief unseres Institutes viel zu schnell in den Druck ging, will ich Euch noch etwas mehr von unsrer Arbeit in Gikonko berichten. Unsere Aktivitäten in Gikonko weiten sich immer mehr aus, oder vielleicht sind es die Schwerpunkte, die sich verlagerten.
Dank einer sehr guten Zusammenarbeit mit der Universitätsklinik werden uns von dort Patienten zu Operationen zugewiesen und umgekehrt profitieren unsere Patienten von einem erleichterten Zugang zu modernen diagnostischen Möglichkeiten wie das CT. Es sind v.a. Kinder und Erwachsene mit Hydrocephalus, also einem erhöhten Hirndruck, der zu entlasten ist. Inzwischen haben wir in diesem Op-Verfahren einige Erfahrung, und dank Ihrer Hilfe ist es uns möglich, die teuren Implantate auch unsren armen Patienten, und das sind sie fast alle, zu ermöglichen. Es sind schöne Erfahrungen, wenn ein zunächst blindes Mädchen am Tag nach der ÖP wieder sehen kann, wenn ein Patient mit durch den Hirndruck bedingten Wortfindungsstörungen wenige Tage nach der OP von seiner Krankheit erzählen kann, oder einfach nur die glücklicher Augen der Mütter zu sehen, wenn der Kopfumfang ihrer Kinder nicht mehr täglich weiter wächst.
Ständig mehr werden auch die Anforderungen und die Verantwortung an die Leitung eines Gesundheitszentrums: Inzwischen haben wir 40 Angestellte, die wechselnd Freude und Sorgen bereiten, schwanger werden, eine Vertretung brauchen, Hals über Kopf kündigen oder gekündigt werden müssen, da sie uns beklauten … Wir brauchen eine Mitarbeitervertretung mit Personalversammlungen, Qualitätskontrollausschuss,   …mit viel Bürokratie und wenig Effizienz ... Jeden Monat Berichte und Statistiken, deren Erstellung viel Mühe erfordert, aber von keinem gelesen werden ... Die lokale Krankenkasse (Mutuellle), für die ich eigentlich nicht verantwortlich bin, von deren Funktionieren wir aber abhängig sind und auch die Klagen der Patienten jeden Tag hören, braucht auch ein wachendes Auge, v.a. dass das eingezahlte Geld der Bevölkerung nicht „verloren“ geht. Trotz unseren Bemühungen um eine möglichste effiziente und kostensparende Arbeit sind wir immer im Defizit.
Da viele unserer Patienten von immer weiter her kommen, und von ihrer Familie nicht ernährt werden können, müssen wir mehr und mehr auch für die Ernährung unserer Patienten schauen. Die hohe Inflationsrate (ca. 10%) sorgt zusätzlich dafür, dass das wenige Geld, das sie haben, noch weniger wird. Die Preise für die einfachsten Grundnahrungsmittel schnellen in die Höhe. Dank Ihrer Hilfe können wir da auf unseren Sozialfond zurückgreifen.
Auch wenn inzwischen die HIV-Diagnostik und Therapie in Rwanda weit verbreitet ist, und dadurch die meisten Patienten mit ihrer Krankheit gut leben können, so werden uns immer wieder Menschen in weit fortgeschrittenem Stadium gebracht, moribund und mit opportunistischen Infektionen wie der Tuberkulose. Dies ist tragisch, v.a. wenn dadurch Mütter bereits ihre Kinder infiziert haben. Dies ist eigentlich nicht notwendig, denn die HIV-Frühdiagnostik ist inzwischen im Land möglich, wenn auch nicht immer im nächsten Gesundheitszentrum. Aber oft entziehen sich gerade Risikopersonen der Diagnostik ... Die beunruhigteste und therapieresistenteste „Krankheit“ ist eben die der Unwissenheit, der Nachlässigkeit - ignorance und négligence: ubujiji ....
So wurde und vor Kurzen eine Nachbarin gebracht, deren Krampfleiden/Epilapsie seit Kindheit bekannt war, was aber von ihr und der Umgebung als von bösen Geistern bedingt angesehen wurde. So kam sie auch nie auf die Idee, sich dafür Medikamente zu holen. Erst als sie schwanger, mit dem wenig Monate alten Erstgeborenen auf dem Rücken ins Feuer fiel und sich dabei eine schwere Verbrennung zu zog, kam sie zu uns. Das Krampfleiden war mit einer Tablette täglich sofort geheilt, an den Folgen der Verbrennung starb sie letztendlich trotz aller Bemühungen. Ein 14-jähriger Junge, der sich beim Spielen eine Unterschenkelfraktur zuzog, wurde von der Mutter statt zum Röntgen zum Heiler gebracht. Erst als die Mutter dort ihr ganzes Geld ausgegeben hatte, kam sie wieder mit dem inzwischen fast „vergifteten“ Kind zu uns zurück: Offene Wunden, teils vom Heiler gebrannt, teils Druckstellen, unterernährt, da das Kind vor lauter Kräutern nur noch erbrach, machen nun die Therapie für uns sehr schwierig. Es ist für uns oft unverständlich, was die Menschen bewegt, all ihr Geld beim Heiler aus zu geben, oft weit entfernt und mit mäßigem Erfolg.

So werden Sie fragen, was wir im neuen Jahr brauchen:

  • Budgetförderung, so dass wir die täglichen laufenden Kosten für Gehälter, Medikamente, Strom etc. aufbringen können.
  • Unserem Sozialfond für alle möglichen Sorgen: Ernährung, Schulgelder, Hausbau, Beinprothesen …
  • Den Umbau unseres OP-Traktes: Unser Operationssaal hat uns über Jahre gute Dienste geleistet, inzwischen sind aber die Ansprüche an Hygiene und Arbeitsablauf auch in Rwanda gewachsen, so dass wir an einen grundlegenden Umbau denken müssen. Da wir schon konkrete Zusagen haben, dies sowohl logistisch als auch finanzielle zu unterstützen, wagen wir uns an dieses große Projekt, in der Gewissheit, dass Sie uns alle dabei helfen, den Umbau zu Ende zu finanzieren.

Vielleicht machen Sie sich Sorgen um uns, da in den letzten Monaten auch in Deutschland wieder der Krieg im Kongo in die Schlagzeilen rückte: Der Konflikt im Grenzgebiet Kongo-Rwanda ist sehr ernst; verschieden Kriegsmotive (Stammeskonflikte, Bodenschätze, Sicherheitsbedürfnisse von Rwanda) führen zu ständig neuen Koalitionen der verschiedenen Kriegsparteien, die UN-Truppen sind machtlos und ineffizient, die Bevölkerung auf der Flucht, geplündert, ausgehungert und oft vergewaltigt. Wir in Rwanda sind davon nicht betroffen, außer dass wir uns mühen, das wenige, was wir haben, mit den Menschen dort zu teilen.
Was uns in Rwanda seit November mehr Sorgen macht, sind die politischen Spannungen zwischen Deutschland, Frankreich und Rwanda, provoziert durch die Festnahme einer hohen rwand. Politikerin in Frankfurt. Die täglichen Demonstrationen vor der Deutschen Botschaft und der „Deutschen Welle“ lassen doch denken.
Dennoch lassen wir uns nicht einschüchtern und wissen, dass uns die Menschen auf dem Land brauchen, wenn auch in der Stadt die reiche Bevölkerung immer reicher wird und über andere Möglichkeiten verfügt, die den Armen verschlossen bleiben. Ungerechtigkeit und Elend gehörten schon immer zu der Weltgeschichte, auch damals in Betlehem. Damals und heute trägt uns die Hoffnung auf einen Erlöser, der kommen muss und kommen wird.
So grüße ich Sie zum Weihnachtsfest ganz herzlich und wünsche Ihnen mit Ihren Lieben ein gesegnetes Fest des Frieden, der Freude und der Hoffnung!

Ihre
Uta Elisabeth

PS: Bis Mitte Februar bin ich im Heimaturlaub. Wir freuen uns mit unsrer lieben Mutti über ihren 80. Geburtstag! Ich freue mich schon über das Wiedersehen mit dem einen oder anderen von Euch!